Geschlecht und Transition

„Wir sollten behutsam sein mit dem Geschlecht anderer Menschen, …“
Zara Jakob Pfeiffer

Es gibt fundierte wissenschaftliche Gründe, warum sich Körper und Geschlecht nicht voneinander unterscheiden. Das ist die Grundlage unseres Geschlechtsverständnisses.

Es ist das Recht jedes Menschen, in jedem Alter über das eigene Geschlecht Auskunft zu geben und dafür respektiert zu werden. Ob dieser Zustand als trans bezeichnet wird, zum Beispiel weil die individuelle Wahrnehmung von der anderer Menschen abweicht, ist eine persönliche Entscheidung und nicht die von „Fachleuten“. Ob Menschen ihren Körper, aufgrund ihrer Geschlechtswahrnehmung verändern möchten, zum Beispiel um ihn besser annehmen zu können oder überhaupt mit ihm zu überleben, ist alleinige Entscheidung der Person, der dieser Körper gehört.

Über Köper anderer Menschen zu bestimmen, zu entscheiden oder Eingriffe welcher Art auch immer, zum Beispiel die Gabe von Hormonen, zu fordern, zu forcieren oder zu affirmieren, lehnen wir in jedem Alter strikt ab. In diesem Zusammenhang lehnen wir die Vorstellung vom „richtigen“ oder „falschen“ trans sein ab, besonders wenn sie an spezifische Körpermodifikationen, wie Sterilisationen, gekoppelt wird. Trans Körper sind in jeder Form richtig. Dies ist ein „pathologiefreies Modell zur sexuellen- und geschlechtlichen Vielfalt“.

Zwei offensichtliche Paradoxa stecken in unseren Überlegungen.

  1. Wir sehen Körper und Geschlecht gleich an und befürworten trotzdem Körpermodifikationen.
  2. Wenn Menschen transitionieren, ist ihre Genderexpression bisweilen näher am Zuweisungsgeschlecht, als vor der Transition.

Wir wünschen uns, dass dieser Text hilfreich ist, Geschlecht und Transition zu verstehen.

Indikationsübergabegespräch

Grundlage für das Indikationsübergabegespräch ist der „Informierte Konsens“ der sich an den „informed consent“ der S3 Leitlinie anlehnt (Nieder 2018).  Transgeschlechtlichkeit lässt sich nicht diagnostizieren, deshalb gibt es keine Bestimmung des Geschlechts durch uns. Dennoch wird von Kassen und Klient*innen eine Diagnose erwartet. Grundlage dafür ist die Selbstauskunft, die mit einem trans Lebenslauf schriftlich und glaubhaft dargelegt wird. Der Konsens entsteht durch den Wunsch nach Behandlung der Transgeschlechtlichkeit und der positiven Einschätzung der Entscheidungsfähigkeit durch uns. Ausdruck findet der Konsens durch die selber unterschriebene Aufklärungsbestätigung und die unterschriebene Indikation durch die Einrichtung.

Klient*innen müssen in dem Gespräch erklären können:

  1. dass sie über die Risiken Auskunft geben können, besonders über die Dinge, die nach einer Transition nicht mehr rückgängig gemacht werden können,
  2. dass sie über die kurz-, mittel- und langfristigen Konsequenzen der angestrebten Behandlung aufgeklärt sind, besonders die 3 „Sonderfälle“ kennen und
  3. dass sie verstehen, warum sich das Geschlecht des Körpers nicht von der eigenen geschlechtlichen Wahrnehmung unterscheidet.

Teil 1 Risiken

Hormone haben einen Hang, binäre Wirkungen zu entfalten, die wir ernsthaft und deutlich problematisieren müssen. Deshalb fällt die Beschreibung der „Risiken“ binär, plakativ und klischeehaft aus. Da sich Menschen komplex im geschlechtlichen Raum aufhalten, was wir mit den Klient*innen im Indikationsgespräch praktisch aufstellen, ergeben sich komplexere Gespräche über die gewünschten Wirkungen. 

Frauen und andere Geschlechter

  1. Wachstum der Brust
  2. Genitalien schrumpfen (2 Jahresfrist)
  3. Unfruchtbarkeit (Östrogene & Androcur sind keine Verhütungsmittel!)

Männer und andere Geschlechter

Als Hilfe zur Erinnerung, von Kopf bis Fuß denken:

  1. Ausfall des Kopfhaares (vererbt vom Großvater mütterlicherseits)
  2. Stimmbruch
  3. Bartwuchs
  4. Unfruchtbarkeit (Testosteron ist kein Verhütungsmittel!)
  5. Wachstum der Klitoris
  6. Zunahme von Knorpelmasse (Füße, Hände, Nase und Ohren können größer/breiter werden)

Fühlen und Denken

Über die Veränderungen beim Fühlen und Denken durch Testosteron und Östrogene gibt es praktisch keine Erkenntnisse, die nicht höchst umstritten sind. Zumal die Veränderungen so langsam vonstatten gehen, dass nach Jahren behauptet werden kann, in der intersubjektiven Wahrnehmung habe sich nichts verändert.

Als unbestritten gilt, dass sehr bald nach dem Start mit Testosteron die Libido deutlich zunehmen kann. Da wir das Thema Sexualität nicht zum Gegenstand unserer Arbeit machen, bleibt dieser Teil von uns unausgesprochen. Die Klient*innen kennen es meistens aus den Communitys und sprechen es selber an.

Emotionen können unter Testosteron nicht weniger aber flacher werden, weniger ausgeprägt. Einigen fällt es schwerer zu Weinen. Als Metapher dient, der Vorhang vor den Emotionen geht zu.
Währenddessen machen Östrogene den Vorhang auf. Manche berichten, dass sie regelrecht überschwemmt von Emotionen werden. Einher geht häufig eine ausgeprägte psychische Instabilität, die besser in einem stabilen sozialen Umfeld abgefedert werden sollte. 

Emotionen vor und nach Testo. Nick Ebbecke

Die Veränderungen des Denkens lassen sich noch schlechter beschreiben, ohne vollends in Klischees abzudriften. Unter Testosteron kann das Denken zielgerichteter werden. Grübeleien werden weniger, manche berichten in Korrespondenz mit den Emotionen, sie seien sorgloser und das Leben „einfacher“ geworden. Obwohl Testosteron als Steroid mehr Impulsivität verleihen kann, können wir eine Steigerung der Aggressivität nicht beobachten und geben das auch nicht als Information mit. Östrogene demgegenüber können das Denken komplexer machen.

Denken vor und nach Testo. Nick Ebbecke

Trans Frauen berichten an dieser Stelle immer wieder, dass sei für sie schon immer so gewesen. Da wir feststellen, dass sich trans Menschen erkennbar geringer in ihrem Zuweisungsgeschlecht sozialisieren lassen, erscheinen solche Aussagen nachvollziehbar. Transgeschlechtlichkeit offenbart hier noch unerkannte Effekte.
In Korrespondenz mit den Emotionen ergibt sich eine gesteigerte Instabilität und die Erfordernis einer hohen Anpassungsleistung. Ein guter Hinweis wäre hier ein intensiver Austausch mit cis Frauen, um von deren Erfahrungen zu profitieren, zB. in einer Selbsterfahrungsgruppe.

Teil 2. Die 3 Sonderfälle 

1. Kinderwunsch

Eine häufig geäußerte Angst im Indikationsprozess ist, dass wenn ein Kinderwunsch geäußert wird, die Indikation negativ ausfällt. Deshalb werden Kinderwünsche vehement negiert, selbst wenn sie vorhanden sind. Dabei schließen nur 30% der Männer und 24% der Frauen für sich aus, dass sie jemals einen Kinderwunsch entwickeln (Wippermann 2019). Die überwiegende Mehrheit aller Menschen hat einen Kinderwunsch.

Da sich der Wunsch nach eigenen Kinder bei trans Menschen nicht von cis Menschen unterscheidet, kommt diesem Thema Bedeutung zu und bedarf eines vertrauensvollen Rahmens zur Besprechung. Erst seit 2011 ist die Zwangssterilisation transgeschlechtlicher Menschen beendet worden. Deshalb entscheiden sich mehr trans Menschen als früher, auch nach Beginn der körperlichen Transition, für eigene Kinder. Wir empfehlen körperlichen Maßnahmen, die dem entgegen stehen können, mit großer Umsicht zu begegnen. 

Das Thema Kinderwunsch kann im Kontext der körperlichen Transition eine große Dynamik entfalten. Diese Dynamik äußert sich darin, dass die körperlichen Veränderungen diesen Wunsch neu beleben („innerer Schalter“). Schließlich kommt es durch die Einnahme von Hormonen zu einer erneuten Pubertät, die zu einer körperlichen Geschlechtsreife führt und zwar genau in dem Geschlecht, zu dem transitioniert wird. So kann sich eine trans Frau eine Schwangerschaft wünschen, weil ihr der Körper genau das signalisiert. Umgekehrt kann sich ein trans Mann wünschen, Kinder zeugen zu wollen. Dies passiert unabhängig davon, ob es bereits eigene Kinder gibt.

Der Kinderwunsch kann vergleichbar schmerzhaft und mit Trauer verbunden sein, wie bei cis Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch. Diese Effekte können sich erst sehr spät im Zuge der Transition einstellen, bisweilen erst Jahrzehnte später, wenn die Transition früh erfolgte.

2. Sexuelle Orientierung

Zu den Effekten einer körperlichen Transition kann es gehören, dass sich die sexuelle Orientierung ändert. Dabei geschieht dieser Prozess unmerklich. Die sozialen geschlechtlichen Vorlieben bleiben durchaus erhalten. Änderungen ergeben sich eher aus den körperlichen Veränderungen, die mit den hormonellen und gegebenenfalls operativen Veränderungen einhergehen.

Ausgehend von einer differenzierten Ausgangslage kann sie weiter oder enger werden. Das bedeutet, wer sich zu Frauen hingezogen fühlte, kann sich nun zu Männern hingezogen fühlen und umgekehrt. Wer bisher eher geschlechtlich nicht festgelegt war, kann sich nun geschlechtlich festlegen. Es kann aber auch passieren, dass sich romantische und körperliche Attraktion auseinander entwickeln. Das ist bisweilen der Grund, warum sich die Partner*innensuche schwierig gestaltet, weil dieser Effekt nicht bemerkt wird oder nicht nach Menschen gesucht wird, die komplexe Geschlechtlichkeiten in sich vereinen.

Grundsätzlich gilt, die individuelle sexuelle Orientierung wird nicht erfragt oder erörtert, sie bleibt Privatsache und wird nur beispielhaft erklärt. Wir nutzen für die unterschiedlichen Geschlechter Buchstaben, z.B. Geschlecht A, B, usw..

3. Gegengeschlechtliche Emanzipation

Spätestens mit dem Einsetzen der Wirkungen der Hormontherapie, beginnt die Suche nach der eigenen geschlechtlichen Rolle. Dies spielt sich im Kontext binärer sozialer und kultureller Rollenerwartungen ab. Außerdem sind die Effekte einer weiteren Pubertät zu bewältigen. Schließlich beginnt eine Phase, die mit „Ankommen“ im richtigen Geschlecht bezeichnet werden kann. Der Veränderungsdruck wird spürbar geringer und es setzt eine Entspannung ein. Dadurch öffnet sich der vorgeblich binäre geschlechtliche Raum in einen viel weiteren, mit größeren Freiheitsgraden. Das bedeutet, dass das Ausdrücken von differenter Geschlechtlichkeit leichter fällt. Der überraschende und deutlich binäre Effekt ist, dass sich die Männer weiblich konnotierte Interessen wie Kleidung oder Verhaltensweisen aneignen (Girlie-Phase). Die Frauen umgekehrt eignen sich männlich konnotierte Interessen an (Tomboy-Phase).

Beiden Gruppen ist zu eigen, dass es sich um Verhaltensweisen handeln kann, die in Kindheit und Jugend konsequent abgelehnt wurden. Zum Beispiel beginnt eine trans Frau mit Männersport, den sie in ihrer Jugend wegen dieser „Männlichkeit“ konsequent abgelehnt hat. Ein trans Mann trägt rosa Kleidung, was für ihn in seiner Jugend inakzeptabel war oder eignet sich zB. die Drag-Queen Kultur an.

Selbst wenn es sich harmlos anhört, diese Verhaltensänderung löst häufig bei den Betroffenen und ihrem Umfeld erhebliche Irritationen aus. Das kann begleitet werden von Trauerprozessen, die mit geschlechtsangleichenden chirurgischen Eingriffen einher gehen. Bisweilen wird dann die eigene Geschlechtlichkeit und die ganze Transition in Frage gestellt.

Die eigene Positionierung im geschlechtlichen Raum muss, mit Fortschreiten oder Abschluss der körperlichen Transition, noch einmal neu vorgenommen werden und kann im Ergebnis eine femininere oder maskulinere Genderexpression zu Folge haben, als sie cis Menschen haben.

Teil 3. Der geschlechtliche Raum

Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass trans Menschen eine eigene Erklärung für ihr trans Sein haben und diese darlegen können. Da es keine wissenschaftlich anerkannte Theorie zu trans gibt, ist das Indiaktionsübergabegespräch, wenn eine Erklärung gegeben wird, an dieser Stelle zu beenden. 

Die Beziehung zwischen Geschlechtschromosomen, Genitalien und Geschlechtsidentität ist komplex und nicht vollständig verstanden. Es gibt keine Gentests, die Gender oder sogar das biologische Geschlecht eindeutig bestimmen können (Sheldon 2018).

In der Regel machen wir das Angebot, anhand eines Modells zu erklären, warum Körpermodifikationen das Geschlecht nicht ändern. Dabei lehnen wir uns an das „Model der Selbstwahrnehmung“ (intrinsic inclination model) an, welches die amerikanische Biologin Julia Serano im Jahr 2007 in ihrem Buch „Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity“ über Geschlecht entwickelt hat  (Serano 2007).

Geschlechtliche Wahrnehmung wird beeinflusst durch folgende 10 Faktoren, entweder durch gemeinsame Existenz oder durch Interaktion: 

  1. Genetisches Geschlecht
  2. Chromosomales Geschlecht
  3. Hormonelles Geschlecht
  4. Zelluläres Geschlecht
  5. Körperliches Geschlecht
  6. Umweltfaktoren
  7. psychische Faktoren
  8. kulturelle Faktoren
  9. Herrschaftsfaktoren
  10. unbekannte Faktoren

Als Ergebnis entsteht ein geschlechtlicher Raum, in dem sich das Geschlecht des Körpers nicht von der geschlechtlichen Wahrnehmung unterscheidet.

Biologie

Wenn wir uns an den Inhalten des Lehrplans der Jahrgangsstufe 7 zur Biologie orientieren, können wir mühelos feststellen, dass die Biologie nichts gegen diese Sichtweise zur geschlechtlichen Vielfalt hat.

Geschlechtliche Vermehrung haben die Einzeller erfunden, aus denen wir entstehen (Tautz, 2023). Bei diesem Prozess wurden Sexualität und Geschlecht in einem „Rutsch“ in das Leben gebracht, vor ca. 2 Mrd. Jahren. Der Grund lag darin, dass sich Einzeller zunächst nur durch Zellteilung vermehrt haben (Mitose), die zum Ziel hat, möglichst gleiche Zellen zu erzeugen. Evolutionäre Entwicklung entstand eher „zufällig“, durch Mutation.  Die Meiose oder geschlechtliche Vermehrung brachte zusätzlich zur Mutation, die genetische Varianz als evolutionären Faktor ein. Es geht bei Geschlecht immer um Diversität, um „Ausprobieren“.

„Die evolutionsbiologische Funktion von Sex ist es, Diversität durch Rekombination zu generieren.“ (Tautz, 2023)

Nach einer Idee von Sabrina Symington

Da sich die jeweiligen Antagonisten zur Vermehrung „erkennen“ mussten (und ihre Unterschiedlichkeit von uns als „Geschlecht“ bezeichnet wird), brauchten sie dafür eine Methode. Sie hatten biochemische Marker, später auch spezifische Somatiken (Geschlechtsdimorphismus), genetisch gesteuert. 

Es gibt also mindestens 2 genetische Steuermechanismen zu Geschlecht. Einen älteren Mechanismus und einen, der mit der geschlechterdifferenzierten Mehrzelligkeit entstanden ist (z.B. Geschlechtschromosomen).

„Die neuen Erkenntnisse zeugen von komplizierten Abläufen in der Geschlechtsentwicklung, bei der zwei unterschiedliche genetische Regulationsnetze im Wettstreit miteinander stehen. Die Veränderung der Aktivität oder der Menge an Molekülen wie WNT-4 kann die Balance ins Kippen bringen und zu einem Geschlecht führen, das allein die Chromosomen so nicht vermuten lassen.“ (Ainsworth, 2015)

Es ist also denkbar, dass unsere Zellen nach wir vor die geschlechtlichen Marker von vor 2 Mrd. Jahren in sich tragen. Ob sie binär sind, wäre eine gewagte These, eher sind sie männlich, weiblich und ohne Marker. Der geschlechtliche Raum hätte mindestens drei Dimensionen.

Der geschlechtliche Raum

Jede Zelle bekäme demnach einen geschlechtlichen Marker. Es wäre möglich, dass alle unsere Körperzellen diese geschlechtlichen Marker tragen. Wahrscheinlich sogar in unterschiedlichen Verteilungen, die sich im Laufe des Lebens sogar ändern können, weil sich jeden Tag in uns ca. 300 Mrd. Zellen neu bilden (Blech 2021). 

Wenn also Zellen überwiegend weibliche Marker tragen, dann würde dieser Körper, seit er auf der Welt ist, signalisieren, er hätte das weibliche Geschlecht. Obwohl das Y Chromosom eine andere Körperlichkeit kodiert hat, die als „falsch“ wahrgenommen wird.

„Neue Techniken der DNA Sequenzierung und Zellbiologie machten deutlich, dass fast jeder von uns zu einem gewissen Grad aus verschiedenen Zellen besteht, gleichsam wie ein Patchwork. Dabei haben manche unserer Zellen ein Geschlecht, das zum Rest des Körpers eigentlich nicht passt.“ (Ainsworth, 2015)

Trans ist also nur der Zustand, den alle Menschen haben: eine bestimmte Verteilung von Zellen mit geschlechtlichen Markern. Bei vielen passt es (oder sie unterdrücken es – da kommt die soziale Komponente ins Spiel) und bei manchen eben nicht. Pubertäres geschlechtliches Unbehagen ist übrigens kein Effekt von trans, weil diesem das Element des fortschreitenden Kontrollverlustes fehlt.

Menschen tragen grundsätzlich alle Gene aller Geschlechter in sich. Trans ist kein zu findender Fehler in der Genetik und wird auch in 500 Jahren nicht mit Geningenieering zu beheben sein. Es beschreibt einfach die biologische Tatsache, dass wir „gewollt“ geschlechtlich diverse Lebewesen sind.

Der ausführliche Artikel zum geschlechtlichen Raum mit allen Quellen ist hier.

Geschlecht ist keine Identität oder ein Gefühl

Wenn das Geschlecht des Körpers dem wahrgenommenen Geschlecht entspricht, ist die Ursache für diese Wahrnehmung nicht das Gehirn, sondern die Biologie des Körpers. Das macht in dieser evolutionsgenetischen Betrachtung deshalb Sinn, weil Geschlecht vor ca. 2 Milliarden Jahren entstand, die ersten Nervenzellen erst vor 500 Millionen Jahren.

Geschlechtschromosomen und Gehirn wurden als „Letztes“ erfunden.

Das Gehirn verarbeitet geschlechtliche Wahrnehmungen. Sicher gibt es Gefühle zu Geschlecht und auch eine Geschlechtsidentität. Aber das Gehirn ist nicht die Ursache, die ist der Körper selber.

Als Analogie zum Verständnis von Geschlecht bietet sich das Schlafen an, obwohl es evolutionär deutlich jünger ist. Schlafen bezeichnen wir nicht als Gefühl, es heißt „ich bin müde“, ein Seinszustand. Schlafen können wir bedingt kontrollieren, wir können uns zwingen wach zu bleiben. Wenn wir uns aber weiter zwingen würden, wach zu bleiben, würde sich die Energie, die wir dafür aufbringen, ins Unendliche steigern, bis wir darüber die Kontrolle verlieren und einschlafen.

Mit Geschlecht verhält es sich ähnlich. Auch Geschlecht unterscheidet sich von Gefühl, denn es ist kein zeitlich begrenzter Zustand wie ein Gefühl, das wieder verebbt. Geschlechtliche Wahrnehmung haben wir konsistent. Wir können trans Geschlechtlichkeit kontrollieren, in dem wir versuchen,  uns durch Crossdressing oder Vornamens- und Pronomenänderung und Genderexpression in unserem sozialen Umfeld Erleichterung verschaffen. Manchen Menschen gelingt es damit, eine Transition lange hinauszuzögern. Vor allem für Menschen, die im falschen Geschlecht leben und performen müssen, steigt die Energie, die sie dafür aufwenden müssen, kontinuierlich an. Sie verlieren zunehmend die Kontrolle über ihren geschlechtlichen Ausdruck, bis es schließlich gar nicht mehr geht und sie sich entweder das Leben nehmen oder transitionieren.

Am Ende ist es ganz einfach, die Situation eines transgeschlechtlichen Menschen vor der Transition zu verstehen, in dem man sich einmal zwingt, so lange wach zu bleiben, bis es nicht mehr geht.

KISS
„Keep it simple and stupid“ = „Mache es so einfach wie möglich“

Teil 1 Risiken
Frauen:
1. Wachstum der Brust,
2. Genitalien schrumpfen (2 Jahresfrist),
3. Unfruchtbarkeit.
Emotionen werden stärker, Denken wird komplizierter.

Männer: Als Hilfe zur Erinnerung, von Kopf bis Fuß denken
1. Ausfall des Kopfhaares (vererbt vom Großvater mütterlicherseits),
2. Stimmbruch,
3. Bartwuchs,
4. Unfruchtbarkeit,
5. Wachstum der Klitoris,
6. Zunahme von Knorpelmasse (Füße, Hände, Nase und Ohren können größer/breiter werden)
Emotionen werden schwächer, Denken zielgerichteter.

Teil 2. Die 3 Sonderfälle 
1. Kinderwunsch
2. Sexuelle Orientierung (Sonderfall romatische u. körperliche Attraktion unterscheiden sich)
3. Gegengeschlechtliche Emanzipation

Teil 3. Der geschlechtliche Raum
Das Geschlecht ist kein Gefühl oder eine Identität, denn der Körper hat das wahrgenommene Geschlecht.

 

Literatur

Ainsworth, C. (05.03.2015). Sex redefined. Nature 518, S. 288-291, 2015

Blech, J. (31. 07 2021). Wenn das Herz rechts schlägt. Der Spiegel(31), S. 104-106.

Der Spiegel (20.05.2005). Glatze wird über die Mutter vererbt. Abgerufen am 22.10.2023 von https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/haarausfall-glatze-wird-ueber-die-mutter-vererbt-a-356630.html

Nieder, P. D. (09. 10 2018). S3 Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Diagnostik, Beratung, Behandlung“. (D. G. (DGfS), Hrsg.) Abgerufen am 24. 02 2022 von AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/138-001.html

Serano:, J. (2007). Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity, a collection of personal essays that debunk many of the myths and misconceptions that people have about trans women, femininity, and the subjects of gender and sexism more generally. Seal Press, 2007.

Sheldon, L. (2018). Transgender, intersex, and gender non-conforming people #WontBeErased by pseudoscience. https://not-binary.org/. 26.10.2018.

Tautz, D. (19.12.2023). Die Illusion der Binarität. Laborjournal 12/2023.

Prof. Dr. Wippermann, C., Wippermann , K. (2019). Ungewollte Kinderlosigkeit Was Betroffene bewegt – und warum eine professionelle psychosoziale Beratung hilfreich ist und sie unterstützen kann. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, März 2019.

 

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