Unter der Vermittlung von Anke Schulz von der Geschichtswerkstatt Lurup fand ein Treffen mit Prof. Thomas Roeper, Urenkel Salomon Bondys, Wolfgang Seibert von der jüdischen Gemeinde Pinneberg und Rosa Ludwigsen von der Halstenbeker Frauengeschichtswerkstatt statt. Da die Stellinger Grünen die Arbeit von Anke Schulz über Jahre aktiv unterstützt haben, bin ich mit diesen mich sehr persönlich betreffenden Informationen in Kontakt gekommen.
Zur Erbengemeinschaft Salomon Bondys gehörte Max Bondy, der in Marienau, das zu Lüneburg gehört, eine Reformschule gegründet hat, die ebenfalls arisiert wurde. Seine Tochter Annemarie Roeper, die Mutter von Prof. Thomas Roeper, war dem Antisemitismus in Lüneburg als Kind ausgeliefert. Sie floh gemeinsam mit ihren Eltern etwa 1937. Für die Reformschule Marienau sind die Bondys nicht angemessen entschädigt worden, sie wurde kurz vor ihrer Flucht einem systemtreuen Nazi übertragen und besteht noch heute.
Da mein Großvater der in Lüneburg berüchtigte SA-Mann Hans Mertens und er mit Sicherheit an Gewaltakten gegen Frau Roeper beteiligt war, habe ich mich bei Prof. Roeper entschuldigt. Das tat ich nicht, weil sich etwa Schuld vererben könnte, sondern deshalb, weil allein ein Familienangehöriger im Namen eines Verwandten sprechen kann.
Sehr geehrter Herr Professor Roeper, sehr geehrte Damen und Herren,
der Grund meines Besuches heute besteht darin, dass sich unsere Familien in der Vergangenheit begegnet sind.
Dafür gibt es einen Beleg und der befindet sich in dem Buch von Frau Bollgöhn „Jüdische Familien in Lüneburg“. Ihren Großeltern ist ein ganzes Kapitel gewidmet, über das Land Erziehungsheim Marienau.
Mein Großvater kommt in diesem Buch auch vor und zwar auf Seite 16, ich zitiere: “ …….Man nannte noch andere Namen, Herrn Kummerfeld, einen jungen Herrn Müller aus der Egestorffstraße, einen Mann namens Ahlers, einen namens Glade, einen Kraftfahrer Hans Mertens, einen Herrn Hetebrügge, der ein SA-Mann tollster Form gewesen sein soll. …..“
Mein Großvater war der SA-Mann Hans Mertens und er war an gemeinen und bösartigen Gewaltakten in Lüneburg beteiligt.
Ihre Mutter Annemarie Roeper hat eine solche Szene, die sie als Kind in Lüneburg erleben musste, beschrieben. Ich zitiere:
„Ich ging in einen Buchladen, um drei Bücher zu kaufen, als ich den Laden verließ, war ich umringt von Leuten. Auf der Mitte des Marktplatzes konnte ich ihnen nicht ausweichen. Ein Radiogerät ertönte, alle lauschten Hitler andächtig, bereit zum deutschen Gruß. Es roch nach Schweiß. Ich wollte nicht „Heil Hitler!“ rufen. Ich wollte an all diesem nicht teilhaben.
Die Erinnerung an diese Situation hat mich nie losgelassen. Ich war umringt von Feinden, hilflos, sie hätten mich töten können. Ich hatte sehr große Angst, mich als Jüdin zu erkennen zu geben.“
Vielleicht hat mein Großvater in der Gruppe dieser Menschen gestanden? Handlanger des Bösen können sich nicht damit entschuldigen, dass sie von den höchsten Stellen zu ihren Taten angetrieben wurden! Alle Schuld rächt sich auf Erden.
Er hat in Russland einen Lungenschuss erhalten und sich für den Rest seines Lebens nicht mehr davon erholt. 1972, da war ich 10 Jahre alt, ist er elendig an den Folgen dieser Verwundung gestorben. Er hat oft gesagt: „Es gibt so viel Luft auf der Welt, warum gibt es keine Luft für mich?“
Mein Großvater hätte möglicherweise dass, was ich Ihnen heute zu sagen habe, nicht zu seinen Lebzeiten sagen können. Ich bin aber sicher, dass er es heute genauso so sagen würde, wie ich es jetzt sage:
„Sehr geehrter Herr Professor Roeper, im Namen meines Großvaters Hans Mertens, entschuldige ich mich bei allen Menschen, bei ihren Angehörigen, bei ihrer Familie und bei Ihnen ganz persönlich für die Ungerechtigkeiten, für die materielle, für die unaussprechliche seelische und körperliche Gewalt die Ihnen zugefügt worden sind.
Weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass das die Wahrheit ist,
bitte ich Sie diese Entschuldigung zu akzeptieren.“
English Version
Dear Mr. Professor Roeper, ladies and gentlemen, the reason for my visit today is, that our families are met in the past .
There is an evident document and it is the book of Mrs Bollgöhn ‚Jewish families in Lüneburg‘. An entire chapter is dedicated to your grandparents acbout the country education Home Marinau.
My grandfather is also in this book, on page 16, and I quote: …….Man nannte noch andere Namen, Herrn Kummerfeld, einen jungen Herrn Müller aus der Egestorffstraße, einen Mann namens Ahlers, einen namens Glade, einen Kraftfahrer Hans Mertens, einen Herrn Hetebrügge, der ein SA-Mann tollster Form gewesen sein soll. …..“
The SA-Man Hans Mertens was my grandfather and he was involved in nasty and vicious acts of violence in Lüneburg.
Your mother, Annemarie Roeper has described such a scene, who had to experience her as a child in Lüneburg. I quote:
„I went to a book store to buy three books, I left the store, I was surrounded by people. In the middle of the market square I could not avoid them. A radio sounded, all listened raptly, Hitler, prepared for the German greeting. It smelled like sweat. I did not call „Heil Hitler!“. I wanted to not take part in all this.
The memory of this situation has never let me go. I was surrounded by enemies, helpless, they could have killed me. I had huge anxiety, to reveal myself as Jewish.“
„Ich ging in einen Buchladen, um drei Bücher zu kaufen, als ich den Laden verließ, war ich umringt von Leuten. Auf der Mitte des Marktplatzes konnte ich ihnen nicht ausweichen. Ein Radiogerät ertönte, alle lauschten Hitler andächtig, bereit zum deutschen Gruß. Es roch nach Schweiß. Ich wollte nicht „Heil Hitler!“ rufen. Ich wollte an all diesem nicht teilhaben.
Die Erinnerung an diese Situation hat mich nie losgelassen. Ich war umringt von Feinden, hilflos, sie hätten mich töten können. Ich hatte sehr große Angst, mich als Jüdin zu erkennen zu geben.“
It maybe that my grandfather stood in the Group of these people? Henchmen of the evil can´t excuse it, that they were driven by the highest authorities to their deeds! All debt takes revenge on Earth.
He has get a lung shot in Russia and recovered it anymore for the rest of his life. in 1972, when I was 10 years old, he died miserably on the consequences of this wound. He has often said: „there is so much air in the world, why there’s no air for me?“
Possible, that my grandfather during his lifetime could not told that, what I’m have say to you in this moment, but I’m sure he would say it today, excactly how I say it now:
„Dear Mr. Professor Roeper, on behalf of my grandfather Hans Mertens, I apologize to all the people, to the members of your family, to your family and to you personally for the injustices, for the material, for the unspeakable emotional and physical violence that you have been added to.“
Because I am deeply convinced that this is the truth, I ask you to accept that apology.“