Schließung Ortsamt Stellingen – eine lange Geschichte

mit Peter Rickers und Ursula Borchert auf dem Balkon des Stellinger Rathauses 1999

mit Peter Rickers und Ursula Borchert auf dem Balkon des Stellinger Rathauses 1999

Das Kundenzentrum Stellingen am Basselweg soll in Kürze geschlossen werden. Seit 1999 wird um die Frage der Bürgernähe der Hamburger Verwaltung an dieser Stelle gestritten. Dabei ist das ursprüngliche Ortsamt Stellingen schon lange schrittweise aufgelöst worden. Die Außenstelle in Eidelstedt wurde aufgegeben. Alle Abteilungen wurden zentralisiert in das Bezirksamt integriert. Das Gebäude, für das die Stellinger BürgerInnen teuer bezahlen mussten, wurde verkauft. Der Ortsamtleiter wurde abgeschafft. Zurück geblieben sind bis heute das Kundenzentrum und der jetzt sogenannte „Regionalausschuss“.

1999 brodelte es im Stadtteil. Das Bürgerkomitee „Rettet Stellingen“ mobilisierte, um gegen die geplante Schließung des Ortsamtes zu kämpfen. Nach den Plänen des damaligen Bezirksamtsleiters Dr. Jürgen Mantell sollten Kosten von 2,3 Millionen Euro bis ins Jahr 2001 eingespart werden. Das Komitee sah als Folge, dass die kommunalen Mitbestimmungsmöglichkeiten wegfallen. Diese Gefahr sah auch der damalige CDU-Bezirksabgeordnete Andreas Christoph: „Auf diese Weise werden Demokratiekosten gespart.“ In Stellingen ging die Angst um, dass ein „stabiler Stadtteil umkippt“, warnte das GAL-Mitglied Cornelia Mertens. Schon 1999 hatte Stellingen ein niedriges Sozialstrukturniveau und eine hohe Zahl von Sozialhilfeempfängern.

Sämtliche Stadtteilvereine kämpften für das Ortsamt. Den Auftakt bildete bereits am 5. Februar 1999 eine Demonstration: Mehr als 600 Stellinger blockierten die Kreuzung Sportplatzring/Kieler Straße und brachten den Verkehr zum Erliegen. Eine weitere Demonstration am Donnerstag den 4. März 1999 brachte dem Protest noch mehr Nachdruck und verhinderte schließlich die Schließung.

Ob der Teilerfolg von 1999 noch einmal wiederholt werden kann, ist sehr fraglich. Dabei braucht Stellingen nicht weniger, sondern mehr Demokratie vor Ort. Dass ein Ortsamtsleiter, der als Stadtteilkoordinator arbeitet, an allen Ecken fehlt, ist schmerzlich zu spüren. 2007 ist leider ein Projekt gescheitert, dem Stadtteil wenigstens eine ehrenamtliche BügervorsteherInn zu ermöglichen, wie es in den Umlandgemeinden üblich ist. Das sollte die Kürzungen bei den OrtsamtsleiterInnen etwas ausgleichen.

Es bleibt festzustellen, die beabsichtigte Schließung des Kundenzentrums ist das Ende eines langen Weges und diese Schließung ist ein großer Fehler.

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