Queerokratia

Hauptsache nicht Anke - die trans Edition vom Pink Channel Hamburg
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Queerokratia
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Queerokratia waren 4 Veranstaltungstage, die Ende Mai 2024 in Berlin stattfanden. Vom Do. 30.05.24 – So. 02.06.24 wurde Selbstbestimmung aktiv betrieben. Die Veranstaltungen waren zum Teil öffentlich. Cornelia Kost sprach mit Zoe von der Orga, über eine der wichtigsten Veranstaltungen der Community der letzten Jahre.

Nun ist Trans ja etwas, was sich im Rahmen einer Pathologie bewegt. Vielleicht sage ich das mal ein bisschen direkter. Und diese Pathologie, aus meiner Wahrnehmung, findet auf zwei Seiten statt. Einmal aus der Community selber, wo Begriffe wie Autismus, Neurodivergenz und andere Formen von zum Teil psychiatrischen Diagnosen mehr Relevanz und mehr Raum bekommen. Also schon auch eine Selbstpathologisierung auf eine gewisse Art und Weise. Und auf der anderen Seite eine, vor allen Dingen in Cishand befindliche, Medizingruppe steht, die auch pathologisiert. Wie siehst du das Spannungsverhältnis? Wie würdest du das einschätzen?“

“Also ich bin generell sehr kritisch gegenüber Pathologisierung. Und ich würde sagen, mein Verständnis ist, dass alle Menschen trans sind. Und dass alle Menschen in ihre geschlechtliche Positionen transitionieren. Und diese Transition findet je nachdem, auch bei einzelnen Personen unterschiedlich, aber zum Beispiel in der Pubertät statt. Indem jeder Menschen eine geschlechtliche Identität, aber teilweise auch schon in der Kindheit ausbildet und darin auch dysphorisch sein kann, auch wenn die Person sich als cis-geschlechtlich identifiziert. Oder als das Geschlecht identifiziert, mit dem sie vermeintlich geboren wurde. Und dieses Dysphorische erlebt man in so einer Kultur von, eigentlich hasst man das alles, man möchte so eigentlich gar nicht leben. Am liebsten würde man fast gar nicht mehr leben. Und dagegen wollen wir ein Bild von geschlechtlicher Euphorie stellen, das auch für alle Menschen gelten kann. Und was nicht voraussetzt, dass man in irgendeinem, also genau, was keine Pathologisierung in irgendeiner Form voraussetzt. Du musst nicht erst krank sein, um danach dann Gender Euphoria erleben zu können. Sondern wenn man das zum Kern macht, ist das für jeden da. Das ist sozusagen, das ist mein Gegenkonzept zu Pathologisierung.

Und bei Neurodivergenz, würde ich eben sagen, dass dieses Paradigma Neurodivergenz besteht ja eigentlich darin, zu sagen, wir eignen uns diese Diagnosen an. Das sind Zuschreibungen, die wir bekommen haben oder die wir manchmal auch nicht bekommen haben, zu unserem Schaden manchmal auch nicht bekommen haben. Aber jetzt nehmen wir die uns einfach zurück und sagen, die verwenden wir jetzt einfach, wie man Horoskope verwendet oder die verwenden wir jetzt einfach, wie man jede beliebige Selbstzuschreibung verwendet. Und wir reden einfach so darüber wie über den Fußballclub, den wir mögen. Und das hat eine große Kraft, weil du dadurch diese Pathologisierung, die in dieser Diagnose stattfindet, unterläufst.

Und gleichzeitig besteht dann natürlich die Gefahr, dass sozusagen das, was wirklich als das Kranke erscheint, das Leiden, das Schreckliche, das was wehtut oder wo einem was fehlt oder man irgendwie eingeschränkt oder so ist, dass das vielleicht unter den Tisch fallen könnte. Also das ist eine Sorge, die mir manchmal so gegenüber geäußert wurde. Aber ich glaube, dass das so nicht stimmt. Sondern ich glaube, wir können das am besten dann über diese Dinge reden, in denen es uns nicht gut geht, wenn wir selbstbestimmt darüber reden. Und selbstbestimmt können wir darüber reden, wenn wir nicht pathologisiert werden von außen.”

https://www.instagram.com/buendnis.selbstbestimmung/

Geblieben ist ein hörenswerter Podcast:

Podcast: Queerocracy Now!

In der Selbstbeschreibung hieß es:

„Queerokratia fragt nach einer Alternative, die allen Menschen Lust macht, sich in der politischen Aushandlung ihrer Lebenswirklichkeiten mit einzubringen, statt sich in Frustration und wütenden, aber ergebnislosen Protest zurückzuziehen. Diese Vision einer queeren Politik des Miteinander nennen wir „Queerokratie“: Kollektive, hospitable queere Selbstbestimmung und Selbstverwaltung. Queerokratia steht für ausgestreckte Hände, offene Ohren und warme Herzen. Queerokratie ist eine kuschelige Kampfansage an verhärtete Fronten und rechthaberische Selbstinszenierung. Repräsentative Queerpolitik ist trocken, realitätsfremd, frustrierend und langweilig. Queerokratia macht Spaß, ist sexy, pragmatisch! Repräsentative Queerpolitik ist Frust! Queerokratia ist Lust!“

Queerokratia war Teil von NIE WIEDER EIGENTUM einer Veranstaltungsreihe von Luce deLire und Annett Hardegen zusammen mit Vierte Welt.

Queerokratia

 

 

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