Transsexuelle in Hamburg

Der Artikel erschien im März 1985 in der letzten Ausgabe der EZKU Nr. 13

Eine Großstadt wie Hamburg, hat für Transsexuelle natürlich einiges zu „bieten“, Es gibt zur Zeit mindestens drei Organisationen, die sich nicht beruflich mit Transsexualität auseinandersetzen:

– Freizeit-Transvestiten-T-V-Club. Ein schon mehrere Jahre existierender Verein, der sich als Organisation von Transvestiten, Hermaphroditen und Transsexuellen versteht.
– Intervention, Gruppe für Transsexuelle. Die Gruppe stellte sich bereits in der EZKU vor
– Transsexuellen Initiative Hamburg. Diese Selbsthilfegruppe wurde Mitte ’84 am Magnus-Hirschfeld-Centrum gegründet.

Näheres zu diesen Gruppen sollte Gegenstand einer Selbstdarstellung der jeweiligen Gruppe sein. Festzustellen ist jedoch, daß sich in den Gruppen ein weites Spektrum der Vorstellungen über Transsexualität wiederfindet und damit viele Ansatzpunkte gegeben sind. Es gibt auch vielerlei Verpflechtungen untereinander und es findet Gedankenaustausch statt. So wird man Hamburg als eine dynamische Entwicklung begreifen müssen.

Daneben bestehen wohl auch grundsätzliche Probleme, sich zu organisieren und dieser Organisation eine dauerhafte Basis zu geben. Schließlich sind die meißten vornehmlich mit sich selber beschäftigt und wollen aus einer Organisation nur das ziehen, was ihrer unmittelbaren Situation nutzt. In dieser Situation gilt es, eine Organisation aufzubauen, die dieses Problem berücksichtigt und es bewältigen kann. Überlegung ist, ein Angebot zu haben, auf das die Hilfesuchenden bauen können und damit einen Weg zu schaffen, der dann nachvollzogen werden kann. Das wäre eine Verbindung von, auf der einen Seite, den privaten Initiativen und, auf der anderen Seite, den Krankenkassen und Ärzten. Von dieser Position aus, bietet Hamburg durchaus einige Ansatzpunkte. Nur waren das bisher Einzelaktionen, mit mehr oder weniger Wirkung für alle Transsexuellen. Das dies mehr spekulative und programmatische Aussagen sind, zeigt die praktische Arbeit, von mir in der Transsexuellen Initiative Hamburg. Sie versteht sich als offene Gruppe, sowohl Transsexuelle, deren Angehörige als auch Interessierte können an den Versammlungen teilnehmen.

Im Dezember ’84 hatten wir unsere erste öffentliche Veranstaltung. Wir veröffentlichten dazu in Zeitungen den Termin und zeigten am Abend einen Video-Film zum Thema. Die knapp 3o Gäste zeigten, daß dieses Thema nicht nur „Insider“ interessiert und beteiligten sich rege an der Diskussion bis tief in die Nacht. Allein schon dieser Erfahrungs- und Meinungsaustausch machte die Veranstaltung zum Erfolg. Obwohl wir es mit einem wohlwollenden bis interessierten Publikum zu tun hatten, wurden Kontroversen aufgestellt. Wie wichtig solche Öffentlichkeitsarbeit ist, machten einige deutlich, die mit sehr unmittelbaren und persönlichen Problemen gekommen waren. Es ist also ein Bedürfnis da, sich mitzuteilen und zu organisieren. Was aber oft an der allzu geringen Publizität unserer Aktivitäten scheitert.

Das wir noch alle viel zu lernen haben, zeigte unser darauf folgendes Treffen. Die Bereitschaft, Verständnis zu zeigen und Zuzuhören, endet bei einer Gruppe bei jeder/em einzelnen. Das Öffentlichkeitsarbeit auch Verantwortung mit sich bringt, werden wir, bei allem guten Willen, begreifen und ausfüllen müssen. In diesem Sinne wird hier weitergearbeitet.

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