In Deutschland beendeten im Jahr 2023 10.300 Menschen ihr Leben durch einen Suizid (Statistisches Bundesamt, 2024). Das Verhältnis Männer zu Frauen betrug 2,7 zu 1 und ist seit Jahren etwa gleich. Erfolgreiche Suizide begehen in Deutschland 0,012% der Gesamtbevölkerung und sie machen 1% an den Todesursachen insgesamt aus (Statistisches Bundesamt, 2025). Die Lebenszeitprävalenz für Suizidversuche liegt bei 0,12% (DGS, 2025) und für Suizidgedanken wird sie auf über 10 % der Bevölkerung geschätzt (Bundestag, 2022).
Zu Suiziden bei geschlechtsdiversen Menschen liegen uns Zahlen aus den USA vor. Geschlechtsdiverse Menschen sind unverhältnismäßig hohem psychosozialen Stress ausgesetzt, dazu gehören Viktimisierung und andere gravierende Diskriminierungserfahrungen. Trans Menschen weisen deshalb im Vergleich zu cisgender Personen zahlreiche gesundheitliche Unterschiede auf. Die Lebenszeitprävalenz für Suizidgedanken liegt bei 81 % und ist um das 6,7 fache höher als bei cis Personen. 42% der befragten trans Menschen hatten im Laufe ihres Lebens einen Suizidversuch unternommen, nach dieser Studie um 4,4 fach höher als bei cis Personen (Kidd et al., 2023).
Trans Jugendliche sind einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt als cisgender Jugendliche. 61% der trans Jugendlichen geben an, im Laufe ihres Lebens Suizidgedanken gehabt zu haben, und 30 bis 51% berichten von mindestens einem Selbstmordversuch im Leben (Thoma et al., 2019). Die Verabschiedung staatlicher Anti-Transgender-Gesetze erhöhte die Selbstmordversuche bei jungen trans Personen im Alter von 13 bis 17 Jahren um bis zu 72% (Lee et al., 2024).
Wenn wir den Anteil geschlechtsdiverser Menschen mit 0,6% niedrig ansetzen, begehen pro Jahr in Deutschland 2.640 trans Menschen einen Suizidversuch, bei einer 4,4 fach erhöhten Rate (OECD, 2023). Statistisch unternehmen somit jeden Tag 7 trans Menschen einen Suizidversuch und jede Woche würden sich 5 trans Menschen in Deutschland „erfolgreich“ suizidieren (siehe Tabelle 1).
Die geschlechtsangleichende Hormontherapie (GAHT) ist für viele trans Menschen ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Randomisierte kontrollierte Studien an trans Menschen sind unethisch. Deshalb ist die „Evidenz“ für den Einfluss der GAHT auf Geschlechtsdysphorie, Lebensqualität und psychisches Wohlbefinden aus ethischen Gründen begrenzt. Einige Kliniker und politische Entscheidungsträger nutzen den Mangel an Evidenz, um gegen die Bereitstellung geschlechtsangleichender Behandlungen zu argumentieren. Trotzdem belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit geschlechtsangleichender Maßnahmen.
Eine aktuelle Untersuchung von 38 Studien zeigt auf, dass GAHT Geschlechtsdysphorie und Körperunzufriedenheit verringert und in der Folge das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität bei trans Menschen verbessert (Van Leerdam et al., 2023).
Eine aktuelle Studie zu den Effekten der geschlechtsangleichenden Hormontherapie (GAHT) bei trans Jugendlichen belegt den gleichen Effekt. Unter GAHT zeigten die Jugendlichen signifikante Verbesserungen in Bezug auf emotionale Leistungsfähigkeit, psychisches Wohlbefinden, soziale Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit sowie eine signifikante Verringerung negativer Affekte und negativer sozialer Wahrnehmung (Olson-Kennedy et al., 2025).
Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Jugendlichen und Erwachsenen trans Menschen zu verhindern, wie es in UK und den USA in diesem Jahr passiert, nimmt Tote in Kauf.
PS: Die skandinavischen Studien
Eine Studie aus Schweden aus dem Jahr 2011 und eine aus Finnland von 2024 werden oft herangezogen, um zu „beweisen“, dass die Behandlung von Transgeschlechtlichkeit die Suizidalität fördern würde (Dhejne et al., 2011) (Ruuska et al., 2024). Beiden Studien liegen nationale Daten der Gesundheitsbehörden zugrunde. Beiden fehlen die Kontrollgruppen, also transgeschlechtliche Menschen, die nicht behandelt wurden. Statt dessen wurden cis Menschen als „Kontrollgruppe“ ausgewählt, die ähnliche demografische Daten aufwiesen, aber mit Geschlecht gar keine Probleme hatten. Da trans Personen zwangsläufig Belastungen aufweisen, die cis Menschen nicht haben, wurden mit diesen Studien keine validen Ergebnisse produziert. Der schwedischen Autorin war das bewusst aber einer der finnischen Autoren ist der transfeindliche SEGM-Aktivist Riittakerttu Kaltiala, der am CASS-Review beteiligt war (Williams, 2015) (Rob, 2024).
Zahlen |
Faktoren |
|
Bevölkerung |
83.600.000,00 |
|
Suizidversuche |
100.000,00 |
0,120 |
Suizide |
10.300,00 |
0,012 |
Prozent erfolgreich |
10,3 |
|
Trans Personen |
501.600,00 |
0,6 |
Suizide Trans ohne Faktor |
61,80 |
|
Suizidversuche Trans o. F. |
600,00 |
|
Suizidvers. mit F. erhöht |
2.640,00 |
4,4 |
Versuche pro Tag |
7,23 |
365 |
Suizide trans |
271,92 |
10,3 |
Suizide trans Woche |
5,23 |
52 |
Tabelle 1, Rechenweg
Literatur: