Welche Fragen werden trans Kindern und Jugendlichen in der „hinterfragenden“ Psychotherapie gestellt? Hier einige ausgewählte Beispiele aus einem einschlägigen Fragebogen, zu denen trans Kinder jeglichen Alters anlasslos Auskunft geben sollen:
trans Kinder sind unangepasst
Ich streite häufig oder widerspreche
Ich gebe an, schneide auf, prahle gern
Ich bin zu abhängig von Erwachsen
Ich mache meine eigenen Sachen kaputt
Ich bin eigensinnig, dickköpfig
Ich gehorche meinen Eltern nicht
Ich gehorche in der Schule nicht
trans Kinder haben Wahrnehmungsstörungen
Ich höre Geräusche oder Stimmen, die sonst niemand zu hören scheint; bitte beschreiben:
Ich höre oft leise Geräusche, die andere nicht hören
Ich sehe Dinge, die andere nicht zu sehen scheinen; bitte beschreiben:
Ich tue Dinge, die andere Leute seltsam finden; bitte beschreiben:
Ich habe Gedanken oder Ideen, die andere Leute seltsam finden würden; bitte beschreiben:
Ich horte Dinge, die ich nicht brauche; bitte beschreiben:
trans Kinder sind kriminell
Ich zündele gerne oder habe schon Feuer gelegt
Ich habe zu Hause gestohlen
Ich habe anderswo gestohlen
Ich lüge oder schwindele
Ich bin gemein zu anderen
Ich hänsele andere gern
Ich mache Sachen kaputt, die anderen gehören
Ich habe anderen gedroht, sie zu verletzen
Ich greife andere körperlich an
Wie oft hast du selbst anderen ungewollte oder gemeine E-Mails oder (Text-)Nachrichten geschickt oder etwas Gemeines über andere online gepostet?
trans Kinder müssen Auskunft zu Sexualität geben
Wofür nutzt du das Internet/soziale Medien grundsätzlich? Cybersex/sexuelle Erfahrungen machen
Ich denke zu viel an sexuelle Dinge
Hattest du schon deine erste Regel (Menstruation, Periode) bzw. eine Ejakulation (deinen ersten Samenerguss)? Ja‚ zum ersten Mal im Alter von: Jahren
Zu wem fühlst du dich körperlich (sexuell) eher hingezogen? Mädchen, Jungen, anderes!
Hattest du schon einmal Phantasien oder Träume, die dich sexuell erregen/erregt haben?
Hast du dich schon einmal selbst zärtlich berührt oder selbst befriedigt?
Ich zupfe an der Haut oder kratze mich an anderen Körperstellen; bitte beschreiben:
Hast du bereits erste intime Erfahrungen (wie Küssen/Streicheln oder „Petting“) mit anderen gemacht?
Hast du schon einmal mit jemandem geschlafen, also Sex gehabt?
Wenn ja: Wie alt warst du, als du das erste Mal mit jemandem geschlafen hast? im Alter von: Jahren
Zur Erläuterung:
Die Fragen stammen meiner Kenntnis nach überwiegend aus dem Youth Self-Report/11-18 (YSR). Der Youth Self-Report/11-18 (YSR) ist ein international anerkanntes diagnostisches Instrument zur Erfassung psychischer und sozialer Probleme bei Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren. Entwickelt als Teil des ASEBA-Systems (Achenbach System of Empirically Based Assessment), ermöglicht der YSR eine strukturierte Selbsteinschätzung durch die Jugendlichen selbst. Der Fragebogen umfasst 112 Items, die innerhalb von etwa 15 bis 20 Minuten beantwortet werden können. Dabei werden verschiedene Problembereiche erfasst, darunter internale Symptome wie Ängstlichkeit, Depression und körperliche Beschwerden sowie externale Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität und Regelverletzungen. Zusätzlich enthält der YSR Skalen zur Bewertung sozialer Kompetenzen und schulischer Leistungen sowie DSM-orientierte Skalen, die sich an diagnostischen Kriterien psychischer Störungen orientieren.
Die deutsche Version des YSR basiert auf einer umfangreichen Normstichprobe und weist gute psychometrische Eigenschaften auf, darunter hohe Reliabilität und Validität. Der Fragebogen wird in der klinischen Psychologie, in der Schulpsychologie sowie in der Forschung eingesetzt und dient der Diagnostik, Therapieplanung und Verlaufskontrolle. Durch die direkte Perspektive der Jugendlichen bietet der YSR wertvolle Einblicke in deren subjektives Erleben und ergänzt Fremdbeurteilungen wie den Child Behavior Checklist (CBCL) oder den Teacher Report Form (TRF). Insgesamt stellt der YSR ein wichtiges Werkzeug dar, um psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Da trans Jugendliche nach meiner Einschätzung häufig hinterfragend, pathologisierend und/oder konversiv behandelt werden, spiegeln diesen Fragen Elemente dieses Behandlungssettings zutreffend wieder. Ich bin der Auffassung, ein Geschlecht zu haben ist keine Pathologie und die anlasslose Suche danach übergriffig.





