TDOR 2020 in Hamburg

Zum dritten Mal fand in Hamburg ein TDOR statt. Corona begrenzte die Zahl der Teilnehmenden. Wir dokumentieren hier die Reden. Sie enthalten Informationen, an denen weiter gearbeitet werden muss. Im Anschluss wurde der Ermordeten gedacht, durch eine Schweigeminute und dem Verlesen ihrer Namen durch die Anwesenden, die das wollten.

  1. Rede von Greta Bollig, dgti
  2. Rede der KZ-Gedenkstätte Neuengamme von Dr. Susann Lewerenz, gehalten von Dr. Iris Groschek
  3. Grußadresse der Initiative „Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“, gehalten von Daniel Schiano

Rede von Greta Bollig

Liebe Menschen,

heute treffen wir uns hier im ehemaligen KZ Neuengamme an einem geschichtsträchtigen Ort, um unsere Trauer und Sorge am TDOR Tag auszudrücken. Es ist mir eine Ehre, hier eine Rede halten zu dürfen. Dafür möchte ich mich schon vorab bedanken.
Wer zum ersten Mal an dieser Mahnwache teilnimmt, dem möchte ich kurz erläutern, was TDOR, also Transgender Day of Remembrance ist, und wie es dazu kam, dass wir jedes Jahr an diesem Tag den weltweit ermordeten Transgender Menschen Gedenken.

Am 28. November 1998 wurde die afro-amerikanische Sängerin und Performerin Rita Hester aus Boston mit 30 Stichwunden in ihrem Apartment gefunden. Sie verstarb kurz nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde an einem Herzinfarkt. Ritas Familie und Freunde aus der Trans*-Community kamen daraufhin zu einer Mahnwache vor Ritas Haus zusammen. Ihre Mutter Kathleen sagte: “Ich wäre gerne an deiner Stelle gestorben. Ich hätte mich niederstechen lassen und dir gesagt, du sollst wegrennen. Ich habe dich geliebt.” Aus dieser Mahnwache entstand TDOR, der nun weltweit zum 22. Mal begangen wird.

Das KZ Neuengamme schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dieser Ort ist der Beweis, dass sich eigentlich nicht viel verändert hat zwischen damals und heute. Die Diskriminierung gegenüber Menschen, die anders sind, hat sich nicht geändert. Weiterhin wird weltweit verbale und physische Gewalt gegen uns verübt. Es wird gemordet, und die meisten Taten bleiben ungesühnt.
Hier war neben anderen auch eine französische Transfrau interniert. Ich möchte die Geschichte kurz halten, da Frau Lewerenz dazu sicher besser und ausführlicher Stellung nehmen kann.
Diese Transfrau ist bekannt unter dem Namen Ovida Delect. Im Frühjahr 1944 wurde sie in Frankreich festgenommen, noch keine 18 Jahre alt, und verschleppt nach Neuengamme. Schon damals wußte sie, dass sie eine Frau ist. Obwohl sie offiziell erst 1981, mit 55 Jahren ihr Coming Out hatte. Sie überlebte die Todesmärsche. Dafür waren zwei Dinge wichtig: Das eine war, im Kopf Lyrik zu komponieren, um sie später, wenn alles vorbei sein würde und es Papier geben würde und Stifte, niederzuschreiben. Das andere ein Zitat von ihr
„Tatsächlich war die Anomalie, die meinen Fall ausmachte, auch die Wurzel eines ganzen Universums im Inneren, das mir ermöglichte, zu überleben“, schrieb sie unter ihrem Autorinnennamen Ovida Delect 1994, zwei Jahre vor ihrem Tod in einem Buch.
Da schildert sie, wie sie sich, im Lager, in Frauenkleider träumt, in rauschende Roben, parfümiert und elegant, „während ich in gestreiftem Anzug als Teil einer Herde Durchnummerierter nah einer Hansestadt marschierte, im Visier der Wachtürme“. Über sie wurde Mitte der 1980er Jahre einer der ersten Dokumentarfilme überhaupt gedreht, in denen eine Transperson ihr Leben erzählt.
„Ich bin ein lebender Leichnam, der für Leichenberge steht“, hat sie, nach ihrer Befreiung, ihre literarische Rolle bestimmt. Manche ihrer KZ-Gedichte sind von einer beängstigenden analytischen Klarheit. Ihr Thema ist nicht so sehr das Überleben, sondern wie das Böse das Böse weckt in den Menschen, wie Hungernde einander den Löffel klauen und den Blechnapf. Die Qualen sind eine Schule des Hasses.
„Oppressés, compressés“ heißt es in einem titellosen Gedicht, das nach einem Marsch barfuß übers vereiste Land entstanden ist, im Januar 1945, wahrscheinlich bei Meppen, wo sie seit Herbst 1944 im Außenlager Versen einsaß: „Unterdrückt, zusammengedrückt, / erbosen sich die Häftlinge / des rasselnden Hustens wegen / Und des jämmerlichen Klagens / Der Sterbenden, die sich noch regen.“

Bei solchen Worten läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Es fällt mir schwer, wieder in das Hier und Jetzt zu finden. Denn mir graut es davor, zu lesen was jetzt kommt. Die Nachrichten könnten nicht schlechter sein. Insgesamt wurden zwischen dem 1. Oktober 2019 und dem 30 September 2020 350 Morde an Trans und genderdiversen Menschen registriert. Die Steigerungsrate betrug sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das mag sich nicht nach viel anhören, doch seit der ersten Erfassung dieser Morde im Jahre 2008 bleibt eine traurige Tendenz bestehen. Das Wachstum bleibt linear. Jedes Jahr werden mehr Morde erfasst. Die meisten Morde wurden mal wieder in Brasilien verübt mit 152 Tötungsdelikten. Dahinter folgen México mit 57 und die USA mit 28 Opfern.

Greta mit Farid

98% der ermordeten waren Transfrauen oder Trans feminine Menschen 62% der ermordeten Transfrauen waren sex workers;
In den USA waren 79% der 28 ermordeten People of colour;
11 Trans Personen wurden in Europa ermordet, davon die Hälfte Migranten; dazu gibt es aber widersprüchliche Statistiken, eine andere besagt, dass es 73% waren.
82% aller Morde wurden in Zentral- und Südamerika registriert, davon alleine 43% in Brasilien;
38% aller Morde wurden auf der Straße begangen, 22% der Menschen wurden in ihrer Wohnung oder Haus ermordet;
Das Durchschnittsalter der ermordeten Menschen liegt bei 31 Jahren. Die jüngste war 15 Jahre alt.
Anhand der gerade vorgelesenen Zahlen und Statistiken, ist das Hier und Jetzt eine Fortsetzung des Gruselns, unter anderen Vorzeichen, weil nicht staatlich verordnet, aber die Diskriminierung des Staates bleibt uns erhalten. Auf eine Reform des Transsexuellenrechts können wir wohl noch lange warten. Weiterhin durchlaufen wir die Mühlen von Psychologen, Gerichten und Krankenkassen. Jeder und Jede von uns hier kann ein trauriges Lied von diesen Schwierigkeiten singen. Als Beispiel, nur um sich das mal vor Augen zu führen. Die Rednerin durfte 35 Monate Therapie durchlaufen, und fünf Mal wurden ihre Anträge von der Krankenkasse wegen Nichtigkeiten abgelehnt. Dann, genau während dieser Ablehnungsflut, werde ich angerufen mit den Worten „helfen sie mir, sonst bringe ich mich um. Ich bin zwei Mal abgelehnt worden. Was, und ich meine das als Anklage, was macht das mit uns? Es gibt keine Bevölkerungsgruppe, die eine höhere Suizidrate hat als Transidente Menschen! Nicht weil wir uns nicht ausstehen können, sondern weil wir institutionell diskriminiert werden. Weil wir verbal und physisch diskriminiert werden. Weil wir nicht für voll genommen werden.
Wir brauchen dringend eine Reform des Transsexuellen Rechts, eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung, das verstärkte Einbinden von Selbsthilfegruppen, der Abbau von Stigmatisierung und natürlich eine in unserem Sinne positive Änderung und Ausbau des Antidiskriminierungsrechts. Wir bauen auf Sie, liebe Politikerinnen und Politiker, dass Sie, wo auch immer, den gleichen langen Atem beweisen wie wir, und uns in unserem Anliegen unterstützen. Wir brauchen Sie! Ich habe eine Idee, wie die Zukunft für uns besser aussehen könnte. Das, was wir erlebt haben und zur Zeit erleben, kann sich ändern. Wir müssen es herbeiführen.
Viele Menschen in einem schon etwas fortgeschrittenen Alter, sind schwer von ihren Vorurteilen zu heilen. Mein Traum wäre es, die Jüngeren in Schulen anzusprechen, Vorträge zu halten, zu zeigen, dass wir Transidente Menschen nur ein Teil der großen Geschlechtsvielfalt sind. Vielleicht ist es möglich, dass dafür in der Zukunft Mittel bereit gestellt werden könnten. Denn wenn wir die Jugend erreichen könnten, dann wäre mir um die Zukunft nicht bange.
Bitte lasst uns jetzt die Namen der Opfer vorlesen! Vielen Dank!

Die Namen der Ermordeten werden verlesen.

Rede der KZ-Gedenkstätte Neuengamme von Dr. Susann Lewerenz, gehalten von Dr. Iris Groschek

Sehr geehrte Anwesende,

wir gedenken heute dem Schicksal transgeschlechtlicher Menschen, die im Nationalsozialismus aus der Öffentlichkeit gedrängt, diskriminiert und verfolgt wurden.

In den Jahren der Weimarer Republik hatten sich die Möglichkeiten für transgender Personen, ihre Identität öffentlich zu leben, erheblich erweitert. Unter nationalsozialistischer Herrschaft verschärften sich der Zwang zur Heterosexualität wie auch die Norm der Zweigeschlechtlichkeit jedoch wieder massiv. Das NS-Regime ging verstärkt gegen Abweichungen von der von ihm vertretenen Geschlechterordnung vor – in erster Linie gegen Homosexualität, teilweise aber auch gegen Abweichungen von den propagierten Geschlechternormen.

Nicht ohne Grund stehen wir bei der heutigen Gedenkveranstaltung zum „Transgender Day of Remembrance““ am Gedenkstein für die Häftlinge, die unter dem Vorwurf der Homosexualität in das Konzentrationslager Neuengamme verschleppt worden waren: Denn transgeschlechtliche Personen wurden vor allem dann verfolgt, wenn Ihnen Homosexualität vorgeworfen wurde. Und für das NS-Regime standen sie vielfach generell unter Homosexualitätsverdacht, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Dies galt vor allem für Trans-Frauen, teilweise aber auch für Trans-Männer.

An ein Hamburger Schicksal möchte ich hier erinnern: das von Liddy Bacroff. 1908 in Ludwigshafen geboren, zog sie nach einer Verurteilung nach § 175 Anfang der 1930er-Jahre nach Hamburg. Sie ging dort gern in die Kneipen „Adlon“ und „Komet“ – damals wichtige Treffpunkte für zu jener Zeit als „Transvestiten“ bezeichnete Trans-Personen. In den 1930er-Jahren wurde sie zu weiteren Haftstrafen wegen Homosexualität und Sexarbeit verurteilt. In ihrer Haft schrieb sie über ihre Erfahrungen als „Transvestit“ und Sexarbeiterin. Auch im Blickpunkt polizeilicher und medizinischer Untersuchungen stand immer wieder ihre Transgeschlechtlichkeit. Unter dem auf sie ausgeübten Druck stellte Liddy Bacroff 1938 einen Antrag auf „freiwillige Kastration“. Im gleichen Jahr wurde sie wegen erneuter Sexarbeit als so genannter „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ zu drei Jahren Zuchthaus mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Sie wurde ins Zuchthaus Bremen-Oslebshausen gesperrt, dann in die Sicherungsanstalt Rendsburg und 1942 schließlich in das Konzentrationslager Mauthausen. Dort wurde sie 1943 ermordet.

Über die individuellen Schicksale von Trans-Personen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, ist bis heute nur wenig bekannt. Die Quellen, aus denen sich Näheres über ihre Verfolgung erschließen lässt, stammen fast ausschließlich aus medizinischen Unterlagen oder aus der Hand staatlicher Instanzen wie der Polizei und der Justiz. Sie geben damit den Blick von außen und meist den Täterblick wieder. Demgegenüber sind nur wenige Selbstzeugnisse von transgeschlechtlichen Menschen überliefert. Entsprechend gibt es auch kaum biografische Forschung, die das Leben transgeschlechtlicher Personen in ihrer Vielfalt und Individualität sichtbar werden lässt.

In diesem Sommer haben Renée Adele Grothkopf und Tamara Löwenstein, zwei freie Mitarbeiterinnen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, unter dem Hashtag „#Prideuntold“ das Instagram-Account der Gedenkstätte übernommen und an die Schicksale einer Reihe queerer Menschen im Nationalsozialismus erinnert. Sie schrieben dazu:

„Wir wissen, dass es viele andere gibt, deren Geschichten vielleicht nie bekannt werden – über deren Leben vielleicht nie geschrieben wird. Diejenigen, die ungeoutet blieben, diejenigen, die gerade out waren, diejenigen, die mit ihrem Geschlecht kämpften, es zelebrierten oder einfach nur leben wollten. Diejenigen, die ein Leben außerhalb der akzeptierten Norm führen wollten oder führten. Here, we call upon our imagination to remember them in the archives of our minds.“

Wie viele Trans-Personen im Konzentrationslager Neuengamme oder in einem seiner über 85 Außenlager inhaftiert waren, lässt sich aufgrund fehlender Quellen nicht sagen.

Bekannt ist jedenfalls die Inhaftierung von Ovida Delect hier in Neuengamme. Ovida Delect kam aus Frankreich, leistete im Zweiten Weltkrieg Widerstand gegen die deutsche Besatzung und wurde nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager Dichterin. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tätigkeit sind von ihr umfangreiche Selbstzeugnisse überliefert – vor allem in Form von Gedichten sowie der Veröffentlichung ihrer Jugenderinnerungen.

Geboren 1927, wurde Ovida Delect Anfang 1944 mit nur 17 Jahren als Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe an ihrer Schule im deutsch besetzten Nordfrankreich verhaftet. Sie wurde unter Folter verhört und schließlich in das KZ Neuengamme verschleppt. Im Frühjahr 1945 wurde sie im Zuge der Auflösung der Konzentrationslager auf einen der berüchtigten „Todesmärsche“ geschickt. Befreit wurde sie vermutlich in Sandbostel bei Bremervörde, einem Kriegsgefangenen- und Auffanglager des KZ Neuengamme.

Erst viele Jahre später, im Alter von 55 Jahren, offenbarte sie sich als Frau und gab sich den Namen Ovida Delect. Doch bereits während ihrer KZ-Haft war sie sich ihrer weiblichen Identität bewusst gewesen. Tatsächlich hatte dieses Bewusstsein während ihrer Inhaftierung im Männer-Konzentrationslager Neuengamme sogar eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für ihr Überleben gehabt.

1994, zwei Jahre bevor Ovida Delect starb, erschien ihre Autobiografie. Darin schildert sie, wie sie sich in der KZ-Haft vorstellte, Parfüm und elegante, rauschende Frauenkleider zu tragen, während sie tatsächlich „in gestreiftem Anzug als Teil einer Herde Durchnummerierter nah einer Hansestadt marschierte, im Visier der Wachtürme“. Ovida Delect trug ihre „Abweichung von der Norm“, ihre weibliche Identität, während der KZ-Haft gleichsam versteckt wie ein kostbares Juwel mit sich. Der Kontrast zwischen ihrem Innenleben, in dem sie sich mit Attributen des Weiblichen umgab, und der Hölle der Außenwelt, die das KZ Neuengamme darstellte, habe ihr geholfen, die Schrecken des Lagers durchzustehen – ihr verborgenes Frau-Sein habe „die Wurzel eines ganzen Universums im Inneren“ gebildet, das es ihr „ermöglicht“ habe „zu überleben.“

Ihre frühen Gedichte, die sie noch unter ihrem „Deadname“ veröffentlichte und in denen sie unter anderem ihre Erfahrungen in KZ-Haft verarbeitete, wurden noch von einem renommierten französischen Verlag publiziert. Als sie jedoch begann, sich in ihren Veröffentlichungen für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender einzusetzen, änderte sich dies – diese Publikationen wurden nur noch in kleinen Verlagen und in geringer Auflage herausgebracht. Lange klammerte die öffentliche Erinnerung an ihren Widerstand gegen die deutsche Besatzung und ihre Verfolgung durch das NS-Regime ihr Leben als Ovida Delect aus.

Sorgen wir dafür, dass sich dies ändert. Lassen Sie uns die Geschichten von Trans-Personen, die im Nationalsozialismus ihre Identität nur im Geheimen und in ständiger Angst vor Repression leben konnten, die diskriminiert und verfolgt wurden, erzählen und an ihre Schicksale erinnern.

Vielen Dank.

Daniel (re) verliest die Grussadresse als Schlußwort.

Grußadresse der Initiative „Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“, gehalten von Daniel Schiano
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Liebe Veranstalter*innen,
liebe Transgender, Dykes, Homos, Queers, Lesben, Frauen, Jungs und Mädels
liebe Alle

2014 hatten wir als Gruppe das Bedürfnis bei den jährlichen Befreiungsfeiern des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück und der Uckermark ein Gedenken an die verfolgten und ermordeten lesbischen Frauen und Mädchen zu veranstalten.
Wir standen als relativ kleine Gruppe am See, der an das Gelände grenzt, hatten Blumen dabei und haben uns das Wenige erzählt, das zu Lesben und deren Verfolgung während des Nationalsozialismus für uns zugänglich war.
Indem wir dort standen und bemerkten, dass das Wenige und auch der Rahmen der Veranstaltung dem, was uns bewegte, nicht gerecht wurde, hatten wir uns für 2015 erstmals überlegt, eine tönerne Kugel mit Inschrift niederzulegen – und auf dem Gelände als ein sichtbares Erinnerungszeichen zu hinterlassen.

Seit 2016 versuchen wir mit Anträgen an die offiziellen Entscheidungsträger und -trägerinnen der Mahn- und Gedenkstätte den dauerhaften und anerkannten Verbleib der Gedenkkugel am neuen Gedenkort zu erwirken.
Wir stoßen damit auf Widerstände, aber auch auf anhaltende Unterstützung von hunderten Menschen aus aller Welt. Daraus sind Beziehungen und Freundschaften entstanden, die im politischen Wind von rechts wärmen und stärken.
Besonders freut uns die Verbindung zu den Lesben, die bereits in DDR Zeiten den lesbischen Frauen vor Ort gedenken wollten – entgegen der Widerstände der damaligen Gedenkstättenverwalter und der Staatssicherheit. Sie machen sichtbar, dass Widerstand Tradition und Geschichte hat.

Wir freuen uns, als Teil der queeren Community, dass ihr euch zur Gedenkveranstaltung zum Transgender Day of Remembrance zusammenfindet und an die erinnert, die in Neuengamme und den Außenlagern gelitten haben und ihr Leben lassen mussten.
Das Wenige, das über die Lebensgeschichten von Transgenderpersonen während des Nationalsozialismus bekannt sein dürfte, verweist auf die Lücken in der gegenwärtigen Gedenkkultur und Forschung, nicht aber auf das Bedürfnis denen zu gedenken, denen man sich im Herzen verbunden fühlt.

Mit solidarischen Grüßen
Initiative „Autonome feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich“

Julien (15) mit Daniel

 

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