Tagespolitik

Eine fiktive Geschichte aus dem harten politischen Tagesgeschäft.

Ein sehr geschätzter Kollege einer hier nicht genannten Fraktion, sucht die Herrentoilette im 11. Stock des Bezirksamtes auf. Mitten in seiner wichtigen Arbeit fallen alle Lampen aus.
Sofort wird getwittert: die Regierungskoalition vernachlässigt im Bezirksamt die Wartung der Lampen im Herrenklo. Grund dafür ist die desolate Finanzpolitik, die immer bei den Schwächsten spart.
Nachdem er sich mühsam den Weg zurück in die Bezirksversammlung erkämpft hat, beschließt er einen Antrag zu schreiben:
1. Die Lampen müssen sofort repariert werden.
2. Die desaströse Sparpolitik des Senats muss beendet werden.

In den kommenden Tagen wird der Antrag parteiintern diskutiert. Folgende Vorschläge werden zur Aufnahme in den Antrag empfohlen:
– Es könnte sich um eine Intrige der rot-grünen Koalition gegen die eigene Partei handeln, die Protokolle der Fraktionssitzungen des letzten Vierteljahres von SPD und Grünen sind im Internet zu veröffentlichen.
– Die Mitverantwortung der Grünen muss benannt werden, es wäre möglich, dass es keine Energiesparlampen waren.
– Es muss eine öffentliche Beteiligung zum Lampenskandal erreicht werden, schließlich kann das jedem passieren.

Nach einer längeren und harten Diskussion wird mit knapper Mehrheit beschlossen, die öffentliche Beteiligung in den Antrag als 3. Punkt aufzunehmen. Alle restlichen Aspekte sind in einer wütenden Rede auf dem Podium als Argumente aufzunehmen.

Vier Wochen nach dem denkwürdigen Ereignis kommt es in der Bezirksversammlung zu einer geharnischten Abrechnung mit den rot-grünen Oppoturnisten. Der Antrag wird abgelehnt. Die Hausverwaltung war noch am Abend von einem Kollegen der CDU auf den Ausfall aufmerksam gemacht worden und hatte am Folgetag alle Lampen ersetzt.

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