Gehörlos

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Gebärdensprachschule Hamburg

Erst seit dem Behindertengleichstellungsgesetz von 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) in Deutschland als offizielle Amtssprache anerkannt. Ihr Ursprung liegt in Frankreich. Auch indigene Völker benutzten Zeichensprachen. Babys lernen Gebärdensprache vor der Lautsprache und können damit viel früher kommunizieren. Seit 1817 gibt es fundierten Unterricht in Gebärdensprache, zunächst in Amerika.

Gebärdensprache ist die einzige Sprache für Gehörlose Menschen. Vor der Anerkennung wurden an den Gehörlosenschulen größtenteils mit Hilfe des „oralistischen“ Lehransatzes Unterrichtsinhalte vermittelt. Dieser zielte darauf ab, den Gehörlosen die Lautsprache beizubringen. An diesem kommunikationspsycholgischem Unsinn wurde in Deutschland besonders hartnäckig festgehalten. Als ich 2011 eine gehörlose Auszubildende beschäftigte, berichtete diese von Lehrern an ihrer Schule, die Gehörlose unterichteten, ohne selber Gebärdensprache zu können.

Das traf auf mich allerdings auch zu und ich habe mich erst nach dem Ende ihrer Ausbildung und mit Beschäftigung der zweiten Auszubildenden zu einem Kursangebot in Deutscher Gebärdensprache angemeldet. Das lag vor allem daran, dass die Kommunikation mit Gehörlosen im Arbeitsumfeld so einfach war, wie für Deutsche, die beispielsweis in Dänemark arbeiten. Es gibt faktisch keine Sprachbarrieren.

Allerdings mußte die Lehrerin an der Gebärdensprachschule Hamburg ein gerütteltes Maß an Geduld mitbringen, das Gebärdensprachkauderwelsch, welches man sich angewöhnt hat, in eine alltagstaugliche Form zu bringen. Auch neigt man ohne Grammatikkentnisse dazu, Lautsprache in Gebärden umzusetzen.

Der Kurs gab einen fundierten Blick in die Gehörlosenkultur. Eine Welt der lebendigen Sprache, die ihren vollendeten Ausdruck in Mimik, Gestik und Körpersprache findet. Er gab Zugang zu einer Sprache, die Menschen dazu bringt aus sich herauszukommen. Meine gehörlosen Mitarbeiterinnen waren jedenfalls begeistert. Ich bin gespannt, ob es mir gelingt, einen „gehörlosen“ Arbeitstag in der Woche durchzusetzen. Denn ich muss auch üben.

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