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Mit Yasmine M’Barek, Djenna Wehenpohl und der professionellen Moderation durch Aida Begović über „Feminismus – Was ist das, und wenn ja, wie viele?“ auf dem queer-feministische Experimentierlabor FEMLAB Hamburg diskutiert. Es war eine hochkarätige Round-Table-Diskussion, bei der ich mich anstrengen musste, mitzukommen und die mir sehr viel Spass gemacht hat. Großer Dank an die perfekte und zugewandte Organisation.

Das geplante Eingangsstatement, das ich live anders gehalten habe:

Mein Körper und damit mein Geschlecht sind Gegenstand einer energiegeladenen und öffentlichen Debatte. Ich erinnere an Janice Raymonds Kritik im 1979 veröffentlichten “The Transsexual Empire: The Making of the She-Male”, an den Frankfurter Psychoanalytiker Reimut Reiche, der in Hamburg im Oktober 1982 operierte Transsexuelle als von Menschen kreierte Monster bezeichnet hat, an die heftige Debatte 1991 in der Hamburger FrauenZeitung oder aktuell durch die Störenfriedas. 

Ich selber fühle mich in Gegenwart von cis Frauen minderwertig. Weil ich amab zur Welt gekommen bin, ein Teil meines Lebens als Junge leben musste, weil ich meine Kinder nicht geboren habe und anderer ableistischer Wertungen meines Körpers oder meines Verhaltens. 

Wenn ich mich selber in Gegenwart cis Frauen abwerte, dann spüre ich, dass ich sie damit verletze und nicht nur mich, wie ich es eigentlich meine. Wenn ich meine trans Weiblichkeit abwerte, mache ich das faktisch grundsätzlich mit allen Frauen.

Alle Menschen, die genderdivers leben, müssen Weiblichkeit leben. Sie sind damit alle patriarchaler Machtstrukturen ausgesetzt. 

Exklusionen genderdiverser Menschen, ob nun trans Frauen und Männer, nonbinäre oder inter Menschen oder anderer Geschlechtsdefinitionen wertet Weiblichkeit ab und unterstützt patriarchale Herrschaftsverhältnisse. 

Ein freier, wählender und wertschätzender Zugang zum Frausein, verbunden mit dem Kampf um gleiche Machteilhabe von Frauen und Weiblichkeit lebende Menschen ist im besten Sinne queer und Feminismus.

Zur nicht verlesenen Frage: Warum ich alle Frauen abwerte, wenn ich mich als trans Frau abwerte?

An der zu spürenden Verletzung von cis Frauen, wenn ich mich abwerte.

Dazu ein Kommentar von Michelle Laise, weil sie mir auch die Augen öffnete:

„“Wenn ich mich als Frau abwerte, werte ich alle Frauen ab“.
Als Frau, Mensch und Frauenrechtlerin fielen mir am Freitag die berühmten Schuppen von den Augen. Ich kapiere etwas, was ich vorher nicht zu formulieren vermochte: Solidarität fängt bei mir, in mir an.“

Die drei Bücher:

    – Felicia Ewert: TRANS. FRAU. SEIN. Aspekte geschlechtlicher Marginalisierung
    – Julia Serano: Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity
    – Frigga Haug (Hg.): Frauen – Opfer oder Täter?
    Diskussion. Studienheft 46. Berlin: Argumentverlag 1981

Zum dort nicht geäußerten Vorwurf, ein Mann zu sein:

In dem Moment, in dem weiblich wahrnehmbar war, wurde ich zum Objekt und ich hatte wie alle Frauen keine Möglichkeit, mich dagegen zu wehren. Mein Körper, mein Aussehen, meine Kleidung und mein Frau sein sind bis heute Gegenstand von Fremdwertungen, von Herrschaft- und Machtausübung.

Wenn Du mir sagst, ich sei ein Mann, bedeutet es für diese Veranstaltung, ich soll nicht reden, ich gehöre nicht hier her. Das erste, was ich gelernt habe, als ich weiblich gelesen wurde, dass die Meinung von Frauen nichts wert ist und dass sie besser den Mund halten.

Dabei habe ich weniger gegen Mann sein, als Du vielleicht annehmen magst. Als ich mit 14 wußte, dass ich kein Junge sein kann, habe ich trotzdem alles versucht, einer zu werden – alles was Du Dir vorstellen kannst. Als ich heiratete und Kinder bekam, habe ich so sehr gehofft, die Frau würde endlich für immer verschwinden. Als ich transitionierte und in der psychiatrischen Zwangstherapie von meinen Zweifeln sprach, wurde ich einer nicht erklärten Konversionstherapie unterzogen. Danach habe ich zwei mal versucht, mich selbst zu töten. Mein Leben hätte ich beendet, wenn ich nicht als Frau hätte leben können.

Ich frage mich, ob es überhaupt mit mir zu tun hat, wenn Du mich einen Mann nennst, oder mehr mit Dir, die das aussprichst? Weshalb ist es Dir wichtig, mir so etwas zu sagen? Was hast Du mit Mann sein zu tun?

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