Olaf Ohlsen verstorben

Am Wochenende ist Olaf Ohlsen im Alter von 78 Jahren verstorben. Ich lernte Olaf Ohlsen 1986 in der Bezirksversammlung Eimsbüttel kennen. Er vertrat die Eidelsteter CDU, Fraktionsvorsitzender war Walter Döblitz, ebenfalls aus Eidelstedt. Wir GALier waren das erklärte Feindbild. Mit mehr wütender, als eleganter Rhetorik haben wir uns gegenseitig behackt. Mehr als einmal schlichen wir, politisch in die Enge getrieben, bedröppelt nach Hause. Uns einte das gemeinsame Ringen für die Menschen im Stadtteil. Da blieb es nicht aus, dass wir uns bei der Diskussion um das Eidelstedter Bürgerhaus, dem Erhalt der Eidelstedter Feldmark und des Langeloh Hofes oder beim Kampf um das Ortsamt respektieren und später schätzen lernten.

Unzählige Male standen wir zusammen im Center mit unseren Ständen, um mit den Bürger_innen zu reden und Wahlkampf zu machen. Schnell begriff ich, dass die CDUler genau wie wir, ihre Freizeit opferten und genau wie wir, angepöbelt wurden. Ganz zu Anfang prüfte der Bünabe gerne unsere Standgenehmigung, die ich natürlich nicht dabei hatte. Olaf sah uns abbauen und lud uns kurzerhand zur CDU ein, wo wir unseren Stand wieder aufbauten. So etwas vergisst man nicht.


Olaf Ohlsen (CDU) mit Peter Schreiber (SPD)

Von Anfang an engagierte er sich für suchtkranke Menschen. Bei den durch Markus E. Wegner, dem Gründer der STATT Partei, erzwungenen Neuwahlen 1993 war ich Spitzenkandidatin und wurde in der Bezirksversammlung Fraktionvorsitzende, wie Olaf Ohlsen. Wegner lernten wir im November 1992 auf einer Anhörung im Kaifu-Gymnasium zur späteren Drogenberatungsstelle „Café Drey“ kennen. Die in Containern an Land eingerichtete und völlig unauffällig betriebene Beratungsstelle erregte als „Drogenschiff“ den Volkszorn. Wegner behauptete lautstark, das Schiff sei schon beschlossene Sache. Wir Fraktionsvorsitzenden Lorna Doelken (FDP), Olaf Ohlsen (CDU),  Jan Jalass (SPD) und ich saßen mit Ingrid Nümann-Seidewinkel auf dem Podium und wir trauten uns angesichts von 500 wütenden Bürgerinnen nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Nur die Bezirksamtsleiterin kämpfte und das war uns allen eine Lehre. Als wir den Beschluss auf der Bezirksversammlung am 28.01.1993 im Hamburg Haus einstimmig fassten, wieder vor wütenden Leuten, redeten und kämpften wir gemeinsam.

Als wir schließlich 1999 gemeinsam für unser Ortsamt auf die Straße gingen, begründete das eine bis heute andauernde herzliche Freundschaft zwischen den Eidelsteter Parteien. Daran hatte er wesentlichen Anteil.

Mein Mann und ich mit Olaf im Bürgerhaus Schnelsen.

Als er 2001 in die Bürgerschaft einzog, öffnete er uns Vertretern der Hamburger Suchthilfe die entscheidenden Türen und sorgte für den notwendigen Vertrauensvorschuss, der für politische Arbeit notwendig ist. 2004 setzte er sich für den Erhalt der Drogenhilfeeinrichtungen Fixstern und Palette II ein und war der einzige hochrangige CDU Politiker, der neben den ehemaligen Bürgermeistern Voscherau und Klose, im Fixstern eine Lesung durchführte.

Als wir 2008 auf Bürgerschaftsebene in das Bündnis mit der CDU Ohle von Beusts gingen, hatte er seinen Anteil daran. Er erlebte das, was er im Bezirk gerne gehabt hätte und über das wir immer mal wieder geredet, zeitweise sogar verhandelt hatten.

Ich habe die Redeschlachten mit ihm sehr geliebt. Wir konnten nach Herzenslust übereinander herfallen, manchmal wütend, manchmal spöttisch und manchmal ironisch aber stets in der Sache ernst. Dabei versuchten wir uns gegenseitig zu übertrumpfen. Niemals verließ das die politische Ebene oder wurde persönlich verletzend. Er lebte und verkörperte kommunale Demokratie. Was auf der politischen Bühne funktionierte, im innerparteilichen und persönlichen Leben leider nicht. Darunter litt er und das schuf mir eine besondere Nähe zu ihm.

Olaf, ich vermisse Dich.

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