Teil von Geschichte

In dem Buch:
Hoenes, Josch und Koch, Michael_a (2017) Transfer und Interaktion : Wissenschaft und Aktivismus an den Grenzen heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit. Monografie. BIS-Verlag, ISBN 978-3-8142-2347-6

gibt es das Kapitel von:
Elaine Lauwaert, „Zwischen Identitätspolitik und Aufgehen in Zweigeschlechtlichkeit
Betrachtungen von politischen Strategien von Trans*-Bewegungen in Deutschland in den 1980er Jahren“.

Dort wird ein Artikel zitiert, den ich zusammen mit der am 05.09.2017 in Hamburg verstorbenen Transaktivistin Eva Maria Franziska Paredes für das TS Journal 6 (1986) über unsere Arbeit am MHC geschrieben habe. Ich zitiere aus S. 194-195:

[…]
Während zu Beginn der 1980er Jahre ein sehr starker Fokus auf eine Abgrenzung von Transsexuellen zu Transvestitismus gelegt wurde, um zwischen denjenigen zu unterscheiden, die medizinische »Unterstützung« in Anspruch nehmen konnten, und denjenigen, bei denen es »nur« um die sexuelle Ebene ginge, lässt sich ab Mitte der 1980er Jahre auch vereinzelt eine Tendenz zur Zusammenarbeit erkennen.76 Im TS Journal Nr. 6 (1986) stellte sich die »Gruppe Cornelia« vor, die sich als offen für »Fetischisten, Transvestiten, Transsexuelle – männl. und weibl.« bezeichnete und als Grund für diese Verbindung angab, das »wir zumindest einen Teil unseres Weges gemeinsam gehen, einen Teil unserer Nöte gemeinsam haben.«77 Ihnen allen wäre gemeinsam, dass sie es mit einer uninformierten Öffentlichkeit zu tun hätten, die sie mit »unmoralischen Lebenswandel und Abartigkeit« in Verbindung bringen würde. 78

[…] wir empfinden diese Haltung uns gegenüber bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem wir uns über die Tragweite unserer Entwicklung selbst noch nicht bewußt sind. Das Empfinden des Andersseins, gängigen Wertvorstellungen nicht zu entsprechen, geht einher mit Angst und Schamgefühl, was schon zwangsläufig in die Isolation führt. In dieser Situation stellt man sich oft die Frage: ›Warum eigentlich kann ich nicht einfach so leben, mich so geben, wie ich mich empfinde?‹. Es entsteht der Wunsch, Mitbetroffene kennenzulernen, um über gemeinsame Sorgen und Nöte reden zu können und Wege zu suchen.79

Die als gemeinsam erlebte Diskriminierung führt hier dazu, dass sich Gruppen von Menschen verbinden, die unterschiedliche Selbstverständnisse und Themengebiete besetzen und nun gemeinsam versuchen, dem Druck der Gesellschaft etwas entgegen zu setzen.
[…]

77 Cornelia/Maria: »Gruppe Cornelia«, in: TS Journal 6 (1986), S. 13., 78 Ebd., 79 Ebd.

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