Wie funktioniert eigentlich – Fremdenhass?

Der Ursprung von Hass als Gefühl liegt in einer Funktion unseres Gehirns begründet, der Freund/Feind Erkennung. Das Gehirn muss innerhalb von Millisekunden erkennen können, ob eine Gefahr droht und entsprechend reagieren. Eine Gefahr löst unmittelbar eine Streßreaktion aus, die zu Angriffs- oder Fluchtverhalten führen soll.

Die Freund/Feinerkennung arbeitet nach einem simplen Prinzip, „es gehört zu meiner Horde“ bedeutet, alles ist ok. Wenn es nicht zu meiner Horde gehört, ergeben sich drei Implikationen: will es mich fressen, kann ich es fressen oder will es meine Nahrung fressen? Man kann es auch anders sagen, je ähnliche, desto angenehmer, je unterschiedlicher, desto stärkere negative Emotionen werden ausgelöst.

Diese Gefühle können wir mit unserem Bewusstsein nicht steuern. Das bedeutet, sie entstehen, ob wir es wollen oder nicht. Wenn wir einem Menschen als zu uns unterschiedlich wahrnehmen, egal woran das liegt, löst das Streß, also ein unangenehmes Gefühl in uns aus.

Da es sich um eine in der Entwicklung der Arten stammesgeschichtlich (phylogenetisch) alte Funktion unseres Gehirns handelt, ist diese Reaktion in den älteren Teilen unseres Gehirns angesiedelt. Dieser Teil entspricht der Entwicklungsstufe älterer Reptilienarten, weshalb man es als Reptiliengehirn bezeichnen kann. Heute wird es limbisches System genannt und reguliert neben den Emotionen und Trieben unser Essverhalten, aber auch die Körpertemperatur, den Blutdruck und andere Körperfunktionen.

Der Mensch hat gegenüber den Reptilien den Vorteil, dass er ein Großhirn besitzt. Hier sitzt nicht nur unser Bewusstsein, sondern hier liegen alle gedanklichen Fähigkeiten. So können wir Gefühle zwar nicht beeinflussen, sie entstehen einfach, aber wir sind nicht gezwungen, uns nach ihnen zu Verhalten. Gefühle haben auch einen weiteren Vorteil, sie sind nicht von Dauer. Das gilt besonders für Reaktion, die aus der Freund/Feind Erkennung herkommen. Der Mensch soll danach handlungs- und entscheidungsfähig sein, um geeignet auf die Lage reagieren zu können. Ein unangenehmes Gefühl, das aus dem Anderssein eines Menschen hervorgerufen wurde, vergeht innerhalb von kurzer Zeit.

Hass als Gefühl kann nicht andauern. Deshalb ist eine gedankliche Weiterbearbeitung entscheidend für die Entwicklung von Fremdenhass. Hass hat seine Grundlage in einem Gefühl, aber erst eine gedankliche Konstruktion, wie zum Beispiel eine Ideologie, führt zu einem andauernden Zustand von scharfer und anhaltender Antipathie auf etwas. Solch ein rationalisierter Hass kann eine Belohnungsemotion des limbischen Systems auslösen. Dies kann zu einem Kontrollverlust über solche Reaktionen führen, weshalb Fremdenhass suchtartigen Charakter haben kann.

Die Rationalisierung eines Gefühls der Freund/Feind Erkennung, des limbischen Systems also, ist für einen Menschen unangemessen. Außer man zieht es vor, auf einer Stufe mit Dinosauriern zu leben.

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